paul kramer
music of the brain

25. september bis 31. oktober
der junge kanadische künstler paul kramer, 1979 in kitchener (kanada) geboren, studiert derzeit an der staatlichen akademie der bildenden künste in stuttgart bei professor christian jankoswski (video, performance und installation).
unter dem titel music of the brain zeigt die aktuelle einzelausstellung in der themenreihe words&sounds ausgewählte arbeiten des jungen kanadischen künstlers paul kramer.
paul kramers interesse an der zeitgenössischen musikgeschichte erweist sich als vielfältig: theorien der musikavantgarde des 20. jahrhunderts, aber auch nur entfernt mit dem feld der musik verbundene soziale und popkulturelle phänomene bilden den thematischen ausgangspunkt seiner im hafen 2 vorgestellten arbeiten. dies gilt sowohl für die neue installation "masks for 4146, 6139 and 7270" (2010) als auch für die 2006 entstandene audioarbeit "song cycle", für die video-dokumentation "file no.1" sowie für "in cync".


masks for 4146, 6139 and 7270
die sound-installation "masks for 4146, 6139 and 7270" entwickelte paul kramer über mehrere monate hinweg in diesem jahr. recherchen über die neuesten wissenschaftlichen erkenntnisse als auch methoden der tinnitus-forschung flossen mit in diese arbeit ein. ziel der installation "masks for...." ist es, jenen physischen ton, den das menschliche ohr im falle von tinnitus-betroffenen selbst erzeugt, durch instrumental eingespielte klänge und parallel dazu durch digital erzeugte, unterschiedlich hohe frequenz-töne hörbar zu machen.
die installation besteht aus der persönlich zusammengestellten sammlung des künstlers an alten transistor-radios, die er in einer art seriellen anordnung erhöht auf einem podest im ausstellungsraum des "hafen 2" präsentiert. die zuvor am synthesizer erzeugten und am computer nachbearbeiteten tinnitus-frequenztöne werden gemeinsam mit den aufnahmen von klavier- und cello-sequenzen abgespielt. dabei nutzt der künstler die unterschiedlichen frequenzbereiche der einzelnen radios und lautsprecherboxen. zugleich bedient er sich der methode des sogenannten "sound masking", insofern als die instrumentalen klänge die künstlichen tinnitus-töne weitgehend überlagern. statt der erwarteten, meist als schmerzhaft empfundenen tinnitus-töne entwickelt sich dadurch ein ambientartig im raum ausbreitender sound.
song cycle
die idee zur zeitlich frührer konzipierten sound-arbeit "song cycle" (seit 2006) entstand aus der motivation des künstlers heraus, ein fortwährend anwachsendes musik-archiv aus seinem gedächtnis zu rekonstruieren. melodische erinnerungen sowie popsongs aus der musikgeschichte des 20. jahrhunderts ergänzen sich fragmentarisch mit volksliedern, werbejingles usw.
file no. 1
das niesen eines konzertbesuchers in der 24. minute einer cbs-masterworks tonaufnahme vom 15. streichquartett dimitri schostakowitschs war der anlass einer akribischen recherche des künstlers in new york. in einer großangelegten suchaktion mit plakaten und medienaufrufen versuchte paul kramer, jene während des konzertes niesende person in new york nachträglich ausfindig zu machen. die videoarbeit "file no. 1" fragt in form von interviewgesprächen - geführt mit einigen am konzert beteiligten musikern und konzertbesuchern - nach den genauen umständen des konzerts, das am 31. januar 1985 in der 92d street in new york eingespielt wurde, als auch nach den ursachen der störung und der möglichen beeinträchtigung der tonaufnahme. "mich interessiert das ästhetische, das reale hinter der industriell gefertigten aufzeichnung", so paul kramer zur grundlegenden idee seiner arbeit.
in cync (cd)
"in cync" ist ein hörstück das aus hunderten von tonaufnahmen besteht. besucher durften sich bei zwei ausstellungen in ein provisorisches tonstudio setzen (in beiden fällen fand dies in autos statt) um darin ihre musikalische auseinandersetzung mit "in c" von terry riley aufzunehmen. besucher konnten instrumente vom dach des autos in das auto rein nehmen. die art und weise sowie die dauer der klanglichen äußerung war freigestellt und teilnehmer konnten die tonspuren der vorangegangenen besucher nicht hören. in dem hörstück sind alle aufnahmen enthalten, keine aufnahmen wurden von dem 'endprodukt' entlassen. aufnahmen wurden nicht verändert oder - innerhalb vom stück - zeitlich verschoben.
zum künstler:
paul kramer, *1979 in kitchener, canada
lebt und arbeitet in stuttgart, deutschland
1999 - 2002 graphic design, conestoga college, kitchener, kanada
2005 fine art at the stuttgart state academy of art and design,prof. christian jankowski
2006 frames per second, bahnhofsturm, stuttgart multimedia performance, fluctuating images stuttgart
2007 in cync, galerie stihl and kunstschule waiblingen, germany the notebook show, playspace, san francisco, ca
2008 play it, stuttgarter messe, stuttgart aersol lidar, (multimedia performance) with kamil goerlich, galerie stihl and kunstschule waiblingen, germany; institute of social research and the discovery of art god, richmond art center, richmond, ca; institute of social research and the discovery of art god, württembergischer kunstverein, stuttgart, germany
2010 galerie im obergeschoss vom hafen 2, offenbach am main, germany; watch the peep, pow hamburg, germany
scholarships / grants:
daad grant for isr and the discovery of art god german national academic foundation
bastian braun / gabriel hensche
unter mithilfe von nicolas mayer
klang-still, sound-installation, 20 minuten, 2009-2010
die installation "klang-still" besteht aus dokumentarischen tonaufnahmen, die im jahr 2009 entstanden sind. bei den ausgewählten orten im urbanen raum handelte es sich jeweils um akustische schnittstellen. gemeint sind jene plätze oder orte im stadtraum, wo ein cluster an unterschiedlichen geräuschen und klangfeldern täglich aufeinandertrifft.
teilweise vermag der zuhörer einzelne geräusche der aufnahme herauszufiltrieren und wiederzuerkennen: naturgeräusche wie das plätschern von wasser, ein zug in der ferne etc. viele klänge wirken jedoch fremd und undefinierbar. es sind geräusche wie sie ein lüfter erzeugt, die man kaum wahrnimmt, im alltag jedoch unterschwellig überall vorhanden sind.
der ton eines durch reibung in schwingung gebrachten metallkörpers wurde an jedem der orte mit aufgezeichnet. dieser zusätzlich erzeugte ton durchzieht die gesamte aufnahme und verbindet die einzelnen klangbilder miteinander.
die zwanzigminütige soundinstallation beinhaltet zwei stille parts, während derer die geräusche im raum und seine besucher hörbar werden und so zum teil der arbeit avancieren.
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